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9/11 Memorial

Schon 18 Jahre ist es her, als die Anschläge auf das World Trade Center passierten. Damals saß ich als 10 Jähriger gespannt vor dem Fernseher und habe sehr aufmerksam alle Berichte und neue Erkenntnisse über den Anschlag zusammengesucht und wollte alles darüber wissen. Der 11.09.2001 hat schlagartig eine Veränderung in der Welt herbeigeführt. Nun hatte ich die Möglichkeit selbst an den Ort des Geschehens zu gehen. Schon vor der "Haustüre" meines Hotels kann ich die Spitze des neuen One World Trade Centers sehen. Zu Fuß bin ich in ca. 35 Minuten hingelaufen. Auf dem Weg dorthin versuche ich mir immer wieder vorzustellen, wie es wohl gewesen sein muss in diesen Gassen um sein Leben zu rennen und dem herabfallenden Schutt und der Asche zu entkommen. Je näher ich komme um so größer wird der Turm ( 417 Meter hoch ohne Spitze/genau so hoch wie das einstige WTC). Direkt neben dem Neubau befindet sich das 9/11 Memorial. Zwei quadratische Brunnen direkt auf dem Fundament des einstigen WTC gebaut. Am Brunnenrand sind Stahlplatten mit den eingestanzten Namen der Opfer montiert. Der Globus stand früher zwischen den beiden Türmen auf einem Vorplatz. Nach dem der Schutt beseitigt wurde, wurde der Globus wieder aufgestellt. Leicht versetzt aber ansonsten genauso verdellt wie seit dem 11. September. 2001. 

Direkt beim Eingang ins Memorial sind Teile der Außenfassade zu sehen. Mächtige Stahltrümmer. Ohne dass es angekündigt wird läuft man durch den ehemaligen Keller des WTC. Ziemlich unheimlich. Es gibt unter jedem Turm eine Gedenkhalle in denen der Opfer mit Bild und einer kurzen Lebensbeschreibung gedacht wird. Alles in Allem ist es sehr sehr ruhig. Jeder Besucher scheint im Kopf seinen 11. Septembertag noch einmal durchzugehen. Bevor es in die eigentliche "Ausstellung" geht, wird ein kurzer Film gezeigt. Man sitzt mit ein paar anderen Besuchern in einem komplett finsteren raum. Man hört den Wind rauschen, Sirenen heulen und Menschen hektisch reden. Ab und an knackt etwas. Aber man sieht nichts. Plötzlich wird es sau mäßig laut. Die Audiodatei spielt offensichtlich den Ton in Originallautstärke des einstürzenden Süd-Turmes ab. Ich bin kurz davor mir die Ohren zuzuhalten. Es war Tinitusverdächtig. Nach endlosen 10 Sekunden war alles vorbei. Absolute Stille. Das Bild zeigt nun Aschestaub und herumfliegende Papierfetzen, in der Ferne heulen dumpf ein paar Sirenen, ansonsten war es still. Nach diesen ersten Eindrücken, wusste man, hier wird es emotional zugehen. 

Im weiteren Verlauf werden Teile der Stahlfassade ausgestellt, durch die Flight 11 (Erstes Flugzeug) in den Nordturm krachte. Unglaublich. Einfach weggebogen wie Blechteile. Man bekommt Gänsehaut wenn man davor steht. Auf meinen Bildern (siehe unten) sind auch Menschen zusehen, dadurch kann man die Größe der Stahlträger besser verstehen. In den Räumen danach wird das Unglück minutiös aufgearbeitet. Die Flugtickets und Überwachungskameraaufnahmen der Attentäter an den Flughäfen werden ausgestellt. Flugzeugsitzpläne auf denen eingezeichnet ist , wo die Täter gesessen haben. Die Originalen Funksprüche der Entführer inkl. Logbucheinträge der Flugsicherung. Diese Gegenstände darf man allerdings nicht fotografieren, weshalb es hier auch keine Bilder gibt. Es ist auffallend, dass es vor und in jedem Ausstellungsraum Taschentuchspender gibt. Und ja es ist ergreifend, denn auch Angehörige besuchen diesen Ort regelmäßig um das Erlebte zu verarbeiten. 

Außerdem werden einige der letzten Telefonate von Passagieren an ihre Angehörige abgespielt. Man könnte jetzt hysterisches schreien und flehen erwarten. Aber nein, die Menschen haben sich ruhig und sachlich bei ihren Liebsten "verabschiedet". Da musste ich dann schon ein, zwei Mal kräftiger schlucken. Im weiteren Verlauf der Gedenkstätte werden Teile der Orginaltreppen ausgestellt, welche als Fluchtwege der im WTC Beschäftigten dienten. 

Es wird so ziemlich alles ausgestellt was irgendwie mit diesem Tag zusammen hängt. Seien es die "Schutzengel" die überall in der Stadt als einstige Kunstaktion aufgestellt worden und später im Verlauf des 11.Septembers als Treff- und Koordinationspunkt für Rettungskräfte dienten oder eine Freiheitsstatue, welche über und über mit kleinen "Mutmachern" und Beistandsbeurkundungen aus der ganzen Welt diente. Ebenso sind dort Zettel archiviert, auf denen ein Name steht mit einer Stockwerknummer und wie viele Menschen mit diesem Menschen noch eingeschlossen sind. Steht auf dem Zettel eine Stockwerkzahl über 90 , kann davon ausgegangen werden dass diese Personen es nicht überlebt hat. Zudem werden weitere gefundene Gegenstände gezeigt (Brillen,Taschen Schuhe, Uhren, Ausweißdokumente, Schlüssel, Feuerwehrhelme, Jacken und Flugzeugtrümmerteile).

Auch die berühmte Flagge welche die Feuerwehrleute kurz nach dem Einsturz zum Heben der Moral aller Helfer am Ground Zero hissten, ist dort zu finden. 

weitere Bilder: Feuerwehrauto, Infotafel übers WTC für Touristen, Turmantenne des WTC

Nach diesem informativen Tag, brauche ich nicht mehr viel. Das Memorial bietet genug um einen Tagesausflug dorthin zu unternehmen. 

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Kommentare: 4
  • #1

    Fabian K. (Freitag, 12 April 2019 15:11)

    Was soll man dazu schreiben... heftig und berührend...

  • #2

    Lars (Sonntag, 14 April 2019 03:21)

    Ja, das ist es! und da kann man dann auch nicht viel darüber schreiben :)

  • #3

    Regina (Sonntag, 14 April 2019 08:59)

    Mir läuft es kalt den Rücken runter bei Deinem Bericht. Ich fühle mich zurückgesetzt wie ich damals vorm Fernseher gesessen bin und geweint habe.

  • #4

    Alex (Donnerstag, 18 April 2019 09:39)

    Sehr schön beschrieben. An diesen Tag erinnert man sich in der Tat immer zurück, alles sehr ergreifend.