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von Wildtierfotografen uvm.

Nun war es länger still hier auf dem Blog. Das lag zum einen dran, dass ich jeden Tag in der Dunkelheit aufgestanden bin um rechtzeitig vor Sonnenaufgang im Wald zu sein und zum anderen an der mehr als schlechten Internetverbindung. Aber nun kann ich meine Erfahrungen der letzten Tage hier mitteilen.


Der Urwald ist einfach ein eigener Kosmos. Er riecht anders, der hört sich anders an und er sieht natürlich anders aus als unsere heimischen Wälder. Die Zikaden können ohrenbetäubend sein und man muss aufpassen wo man hintritt bzw. was man berührt. Gefahren können praktisch überall lauern. Die langen Klamotten gegen Bisse, Stiche und als Sonnenschutz machen es auch nicht besser. Die ersten Tage waren voll mit neuen Eindrücken. Jedes Blatt, jeder Ast, alles möchte man am liebsten nach Tieren bzw. schönen Motiven absuchen. Bereits nach 60 Minuten war dann die Konzentration soweit erschöpft , dass es doch eher beim oberflächlichen Absuchen bleiben sollte. Das Geräusch der Brüllaffen ist allgegenwärtig, allerdings kann ich nicht richtig ausmachen wo sich die Gruppe aufhält. Man trifft auf der Route immer wieder andere Fotografen und man tauscht sich über Entdeckungen aus und präsentiert seine Bilder auf der Kamera... Der Cahuita Nationalpark lohnt sich wirklich! Ich konnte jede Menge Naturaufnahmen machen. (siehe dazu den nächsten Blogeintrag!)

Zwischendrin wird es auch mal Zeit um einen anderen Nationalpark zu besuchen. Immer die gleichen Pfade abwandern macht auf Dauer mürbe. Mina aus Costa Rica wird mich begleiten, denn sie kennt so ziemlich jeden Baum in diesem Viertel mit Vor- und Nachnamen sowie seine Bewohner, was mir sehr zu gute kommt. Um Mina zu treffen, muss ich von Cahuita mit dem Bus nach Puerto Viejo fahren. Das Bus fahren ist hier ein kleines Abenteuer. Die Tickets für Bus organisiert man sich an einem kleinen Ticketschalter, meistens so gut versteckt, dass man sich fragen sollte: "will man hier eigentlich Tickets verkaufen?".Die Busse fahren nicht unbedingt direkt vor dem Ticketschalter los. Der Bus an sich ist ein ziemlich in die Jahre gekommener Reisebus. Keine Klimaanlage, aber halb so wild es wird meistens mit offenen Türen und kaputten Fenstern gefahren.Der Bus hält gefühlt immer sobald jemand am Straßenrand die Hand hebt um einsteigen zu können. Transportiert wird so einiges, aber zum glück keine Kühe oder Ziegen. Dass mal eben jemand mit einem Korb Hühner einsteigt, ist hingegen keine Seltenheit. 

Die Busfahrt dauert aber nicht sehr lange ( 30 Minuten). In Puerto Viejo angekommen, suche ich nach dem Haus von Mina. Dazu habe ich mir mit weiser Voraussicht in San Josè bereits Offlinekarten bei Google Maps runtergeladen und GPS-Traking ist ohnehin kostenlos bzw. funktioniert auch ohne Internetverbindung. Mina wartet bereits vor ihrem Haus und mit ihr Jennai aus Frankreich. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und Absprache welche Motive uns wichtig sind, geht es auch schon los. Nach einer kurzen Laufstrecke sind wir wieder umgeben von über 40 Meter hohen Urwaldriesen und einer gewaltigen Geräuschkulisse. Der Waldboden duftet nach frischem Grasschnitt/Erde und die Vielzahl an verschiedensten Blüten verströmen ein krasses Urwald Parfüm, so dass Hr. Douglas neidisch werden könnte! Für alle dies auch erfahren wollen aber nicht nach Costa Rica kommen können: Sack Kompost gekauft und im Douglas eurer Wahl verteilt, dann ein bisschen Wasser drauf und fertig ist ein ähnliches Duftaroma. (Auf eigene Gefahr!).Zurück zum Urwald. Da es die gesamte Zeit ununterbrochen Schüttet ist der Waldboden eine einzige Schlammfläche. Alle paar Meter muss man entweder vom Trampelpfad in den Busch ausweichen (wenn möglich) oder sich einen Weg über Äste und Steine bahnen a la "der Schlamm ist Lava". So ganz gelingt es nicht immer. Mal rutsche ich von einem Baustamm ab, mal bleibt Jennai im bis zu knietiefen Schlamm stecken. Wir versuchen unsere Schuhe so lange wie möglich trocken zu halten, da in nassen Schuhen wandern keinen Spaß macht. Nach einigen Kilometern merke ich dass meine Regenjacke ihren eigentlichen Zweck verfehlt. Sie hält zwar den Regen nach außen hin ab, aber genauso effizient vermeidet sie, dass meine Haut bei tropischen 30 Grad abtrocknen kann... Somit bin ich von "innen" und "außen" nass. Meine Schuhe sind nach spätestens 2 Kilometer auch über und über mit Schlamm und Wasser bedeckt. Na herrlich. Gleichzeitg muss ich meine Kameraausrüstung vor Schmutz und Nässe schützen, was gar nicht so einfach ist, da sich meine Hände und Co. nach und nach den Schuhen anpassen. Weder der Jacke noch die Schuhe kann ich ausziehen, da sie mir als Schutz vor giftigen und scharfkantigen Gegenständen im Wald Schutz bieten. Die Wanderung durch den Busch dauerte fast 8 Stunden wie oben beschreiben, ständig die Kamera im Anschlag um auf ein einzigartige Gelegenheit reagieren zu können. Ich bin gut erledigt nach diesem Abenteuer, aber sehr glücklich.  Das Beste kommt zum Schluss: An diesem Tag haben wir nicht ein einziges Tier vor die Linse bekommen... C´ est la vie! Naturfotografie.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Jones (Samstag, 27 April 2019 17:21)

    Looking great Lars! Thank you for sharing your journey with us!! :)

  • #2

    P (Sonntag, 28 April 2019 11:53)

    schöne Schlammschlacht

  • #3

    Regina (Dienstag, 30 April 2019 13:45)

    Ich hoffe es hat trotzdem Spaß gemacht und die Klamotten sind wieder sauber :-)

  • #4

    Lars (Dienstag, 30 April 2019 14:38)

    Ja, die Klamotten und Ausrüstung habe ich danach per Hand gewaschen und zum Trocken und Auslüften vor die Hütte gehängt. Jetzt ist wieder alles sauber und trocken :)