Zu erst war die Reise von Panama über LA nach Guangzhou und von dort nach Peking geplant. Jedoch verhält es sich mit den chinesischen Transitvisa so, dass man nur in der Region bleiben darf, in der man nach China einreist. Eine Weiterreise nach Peking ist mir also nicht gestattet. Ausreisen muss ich ebenfalls in ein Drittland, sprich ich hätte nicht zurück nach Panama fliegen dürfen. Nun gut Ich hatte den Flug bereits "falsch" gebucht und wollte den Flug in Guangzhou beenden und von dort nach Australien weiterreisen anstatt bis nach Peking weiter zu fliegen. Der Kundenservice der chinesischen Airline war sichtlich bemüht mir meine Reisepläne auf chinglish madig zu machen. Ich kann nicht umbuchen und die Airline nimmt mich nicht mit, weil ich beim Einchecken kein Visa vorweisen könne. (Das Transitvisa wird bei Ankunft in China ausgestellt). Selbst nach über 10 Mails an Kundenservice, Chinesische Vertretung in Deutschland, Deutsches Konsulat in Panama und Deutsche Vertretung in China konnte mir niemand weiterhelfen. Also gibt es für mich kein Visum. Mir blieb nun nur noch stur an den Flughafen zu fahren und dort alles zu klären. Erschwerend kam eine Flugverspätung von über 3 Stunden von Panama nach Los Angeles hinzu. Bedeutet für mich, dass ich nur 1,5 Stunden habe um in die USA einzureisen (siehe Blogeintrag New York. Dort hat die Einreise 3 Stunden gedauert), dann mein Gepäck vom Gepäckband abholen, ins Abflugterminal zu watscheln und dort wieder bei der China Southern Airline einchecken. Hier musste ich mein nicht vorhandenes Visa vorzeigen. Nach dem ich dann 4 Mitarbeiter beschäftigt habe, weil keiner so richtig wusste was er mit mir Anfangen soll, bekam ich einen Wisch in dem ich versichern musste, dass ich freiwillig auf den Weiterflug nach Peking verzichte und keine Ansprüche gegen die Airline geltend machen kann ( mehr wollte ich nicht). Und TATA! Ich habe es in den letzten 5 Minuten zum Anschlussflug gepackt. Rennen, Fragen bzw. die Missere den Angestellten klar machen um auf die Überholspur bei der Einreise geleitet zu werden. Was eine Aktion! Auf dem Weg nach Los Angeles bin ich über den Vulkan Popocatépetl in Mexico geflogen. Die Aussicht entschädigte für den stressigen Tag!
14 Stunden sollte der Flug bis nach Guangzhou dauern. Das Essen war sehr gut und auch die Sitze und Fluggäste angenehm. Das Unterhaltungsprogramm im A380 war ebenfalls genießbar. Die trügerische Ruhe vor dem Sturm eben!
In China angekommen hieß es erst einmal zur Bordercontrol zu gehen um das Visa zu beantragen. Die Polizistin wollte alles bis auf meine Unterhosengröße wissen, was mich leicht enttäuschte. Sie fragte wo ich herkomme, warum ich in China einreisen will, wo ich übernachte, wie die Adresse des Hotels sei, mit welcher Airline ich angekommen sei, mit welcher Airline ich das Land wieder verlasse, in welches Land ich weiterreisen möchte, ob ich ein gültiges Flugticket mit bestätigtem Sitzplatz besäße und ob ich ein Visa für Australien vorweisen könne. Ich, mittlerweile halb nass geschwitzt, konnte glücklicherweise alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit vorlegen. Ich muss eine Einreisekarte ausfüllen mit allen Daten, welche die Dame vorher abgefragt hatte. Danach verschwand mein Reisepass mit einem dicken Stapel Papier im Büro des Zoll- und Einreiseamtes.
Nach einer endlosen Stunde hatte ich dann meinen Reisepass wieder (hier entscheidet sich erst ob ich eine Einreisegenehmigung erhalte oder nicht). Tatsächlich ich darf mich 152 Stunden im Land aufhalten. Eigentlich 144 Stunden, aber die Regierung ist hier großzügig und schenkt den Rest des Abreisetages mit dazu. Und auf geht's zum Hotel.... oder doch nicht um die nächste Ecke die nächste Kontrolle. Alles menschgewordene Faultiere hinter Zentimeter dickem Panzerglas sitzende Beamte glubschen 5 Minuten auf meinen Ausweis und dann wieder in meine Visage, als ob sie nicht glauben können dass ich es wirklich bis an ihre Landesgrenze geschafft habe. "Auf gute Frau, gib mir den Lappen zurück und du musst mich nie wieder sehen" denke ich mir, als mir der Pass in Zeitlupentempo zurück geschoben wurde.
Jetzt nur noch zum Shuttlebus und ins Hotel. Wo fährt der Bus los?! keine Ahnung, aber man kann ja die nette Dame fragen mit dem tellergroßen, gelben Schild auf der Brust " I speak English". Herrlich! Ein freundliches "德语05-08专四真题答案 - 道客巴" war ihre Antwort... und was soll mir das jetzt sagen? Ich bedanke mich für nichts und lass sie mit einem Lächeln stehen und geh zum nächsten Officer und zum Nächsten und und und. Da tritt mich doch ein Ackergaul in die Seite... hier spricht keine Sau auch nur ansatzweise Englisch. Nun gut dann eben suchen wie ich hier weg komme. Ich kann keine Informationen finden warum kein Bus hier abfährt. Naja vielleicht doch laufen oder ein Taxi nehmen. Schnell das Smartphone raus um den Weg zum Hotel auf Google Maps abzuchecken. Haste gedacht Lars - In China sind alle Programme die zu Google gehören gesperrt, WhatsApp geht nicht, Youtube ist gesperrt. Somit bin ich in China auf mich alleine gestellt und werde mit mir selbst konfrontiert. Eine sehr spannende Erfahrung, man könnte es auch als Abenteuer beschreiben. Zu guter letzt habe ich Geld abgehoben, mich in ein Taxi gesetzt und habe mich zum Hotel fahren lassen. 100 Yuan für 7 km, das sind ungefähr 10 €. Nicht günstig aber ok. Beim Einchecken ins Hotel ging die Problematik mit der Sprachbarriere gerade weiter. Auch wurde meine Kreditkarte nicht akzeptiert und ich musste meine Übernachtungen bar bezahlen, somit war ich schon am ersten Tag Bargeldlos. Nach 10 Minuten und dem Einsatz von einem Übersetzungsprogramm ging's endlich ins Zimmer. Wir verlassen die Rezeption wieder zurück in Richtung Straße und dann die nächste Hofeinfahrt wieder rein. Hier warten zwei Soldaten salutierend bis ich im Hauseingang verschwunden bin. "Uff" im Zimmer angekommen, das erste Positive! Zwei große Schlafzimmer, Klimaanlage, eine Küche, Arbeitszimmer und ein sauberes Bad. Mehr bekomme ich von diesem Tag dann auch nicht mehr mit. Ich bin mit Kleidung auf dem Bett direkt neben der Tür eingeschlafen.
Die Nacht habe ich durchgeschlafen wie ein Baby. Am nächsten Morgen hatte ich ehrlich gesagt keine Lust das Zimmer zu verlassen, der Tag zuvor war doch sehr aufregend. Erst mal was zum Frühstück kaufen. Also raus auf die Straße, wieder begleitet von zwei überfreundlichen, salutierenden Soldaten. Fängt schon mal besser an als gestern. Die nächsten Banken sind gerade ums Eck. Die Geldautomaten sind wie kleine Telefonzellen. Sobald man die Türe öffnet wir man automatisch, schrill von einer chinesischen Stimme angebrüllt. Bis auf Nihao verstehe ich nichts. Sobald die Kreditkarte im Automaten verschwunden ist klickt es hinter mir. Die Stahltüre hat sich automatisch verschlossen. Dann die Ernüchterung, der erste Automat spuckt kein Geld aus. Ich breche den Vorgang ab und verlasse die Zelle wieder (die Türe ließ sich ohne Probleme öffnen, auf eine chinesische - deutsche Diskussionen wo und warum ich eingeschlossen bin, habe ich liebend gerne verzichtet). Nach den anderen vier Bankautomaten unterschiedlicher Institutionen stand fest: Hier werden nur chinesische Kreditkarten akzeptiert. Nun bin ich auch noch Mittellos im Land des Lächelns. Zum Glück habe ich immer Tütensuppen und Kekse als Notfallration für 2 Tage im Gepäck. Das Hotel stellt kostenlos Flaschenwasser zur Verfügung. Somit kann ich mich ohne Geld über Wasser halten.
Ich packe meine Sachen und laufe die Straßen nach einem logischen Muster ab, damit ich immer wieder zurück finden kann , denn Google Maps geht ja nicht. Die kleinen Gassen der Altstadt entschädigen wirklich für alle Strapazen der letzten Stunden! Ich mit meiner riesen Kamera in den Straßen von Guangzhou, ziehe doch ziemlich stark die Aufmerksamkeit der Einwohner auf mich. Schnell bin ich der heimliche Star auf den Straßen. Die Menschen laufen bewusste mehrmals an mir vorbei oder bleiben in meinem Rücken stehen und schauen mir bei der Arbeit zu. Manchmal kommt es vor, dass ich mich umdrehe und sie selbst zu meinem Fotoobjekt werden. Ich verstehe kein Wort aber es wird gelacht und offensichtlich über mich geredet. Hier sind die Menschen freundlich. Ein junger Mann kommt vorbei und lädt mich in seinem Lokal zur Suppe ein und eine Stunde später kommt ein Mann vorbei und schenkt mir eine Flasche eiskaltes Wasser (original verschlossen). Für diese kleinen Aufmerksamkeiten bin ich sehr sehr Dankbar. Die Bilder sprechen für sich:
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P (Sonntag, 26 Mai 2019 09:10)
Toller Bericht. Und noch tollere Bilder.
Ja, das war mal ein Stück Abenteuer, was man nicht alle Tage braucht. Aber gut gemeistert !
Das schafft nicht jeder.
Regina (Montag, 27 Mai 2019 13:42)
Hallo Lars,
wieder ein toller Bericht und tolle Bilder. War für Dich nicht unanstrengend in China. Schon viel gehört habe ich jetzt aber zum ersten Mal einen Tatsachenbericht gelesen von jemanden den ich persönlich kenne.
Braucht man nicht, aber du hast ja auch ein paar schöne eindrücke gewonnen.
Ich konnte den Bericht erst jetzt lesen, weil der Link nicht mehr so recht funktioniert hat den ich mir abgespeichert habe. Der hatte sich in Panama aufgehängt. Jetzt bin ich wieder auf dem Laufenden. Vielen Dank dafür dass ich das alles lesen darf.
Viele Grüße Regina